Quergedanken im April 2018 von Andreas Pecht
Welche ist die heiligste aller heiligen Kühe unserer Epoche? Nein, nicht das Automobil; obwohl man den Eindruck haben könnte. Nach dem Sinn ihres Lebens befragt, würde die Mehrheit jedenfalls kaum antworten: „Anschaffung und Pflege immer größerer Autos.“ Sie würde aufs ideelle Parkett schwenken und gerührt erklären: die Familie. Mich irritiert das. Denn die meisten Gewaltverbrechen finden nicht in dunklen Straßenecken statt, die meisten Prügeleien nicht im Umfeld von Wirtshäusern oder Stadien, die meisten Streitereien nicht in Schulen, Betrieben, Straßenbahnen. Sondern: innerhalb der familiären vier Wände. Dass diese nicht unbedingt Halt geben, zeigt auch die seit Jahrzehnten steigende Scheidungsrate. Könnte es sein, dass das landläufige Familienideal umso höher gehängt wird, je weniger real es ist?