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Die unsichtbare Haushaltskraft

Quergedanken im September 2016 von Andreas Pecht

 

Das ist der geheimnisvollste Ort auf Erden? Stonehenge würde einer sagen, Amazonasurwald oder Vatikan ein anderer. Näher dran, könnte die Antwort lauten: die Zentralen von Deutscher Bahn und Telekom, das Kanzleramt oder die Mainzer Staatskanzlei. Gemeinsam ist derartigen Lokalitäten: Dort gehen Dinge vor sich, über die man wenig bis nichts weiß, und deren Wirkungen oft völlig unbegreiflich sind. Nach meiner Erfahrung jedoch gibt es eine Örtlichkeit, die noch geheimnisvoller ist als die genannten – die eigenen vier Wände.

Die unsichtbare Haushaltskraft

Unter Geisterjägern

Quergedanken im August 2016 von Andreas Pecht

 

Dass scheinbar harmlose Spiele seit jeher Gefahren fürs leibliche Wohl bergen, lässt sich heute leicht an Statistiken über Freizeitunfälle oder an den Krankenständen der Bundesligaclubs ablesen. Schon bei unseren Ahnen galt landläufig: „Spiele sind eine todernste Sache” oder „Sport ist Mord”. Das mag überspitzt sein, gleichwohl beinhalten auch diese Sprichworte Körnerklumpen von Wahrheit. Bekannt geworden sind in jüngerer Zeit zudem Gefährdungen für Geist und Seele durch übermäßigen Genuss von Computerspielen. Dass jedoch jemand speziell dabei körperlich Schaden nimmt, war bis neulich selten. Den Bildschirm mit Fäusten traktieren, mit dem Kopf gegen die Wand rennen oder aus dem Fenster springen – das sind schließlich ganz normale Begleiterscheinungen der allgemeinen Dauerjagd auf unbotmäßige Computergeister.

Unter Geisterjägern

Krawallwetter und Ballspiele

Quergedanken im Juli 2016 von Andreas Pecht

 

Zwischen dem Schreiben dieser Kolumne und ihrem Druck liegen produktionsbedingt stets acht bis zwölf Tage. Da kann viel passieren. Es könnten jetzt in der Zwischenzeit die Briten aus der EU ausgetreten sein. Oder der unsinnige Aufmarsch von Nato-Truppen an der russischen Grenze zu ernsten Spannungen geführt haben. Oder die große Streik- und Protestbewegung gegen die Arbeitsrechtsreform in Frankreich zum Generalstreik aufgewachsen sein. Es könnte auch wieder irgendwo ein Irrer oder ein Terrorkommando Schlächtereien veranstaltet haben. Und sowieso ersaufen während dieser acht bis zwölf Tagen erneut ein paar hundert arme Menschen im Mittelmeer, sieht Europas Politik gleichmütig weg, folgen etliche unserer Landsleute diesem Beispiel, applaudieren gar. Oder …

Krawallwetter und Ballspiele

Volle Deckung: Schimpfkanonade!

Quergedanken im Juni 2016 von Andreas Pecht

 

Die geneigte Leserschaft wappne sich! Es geht diesmal in die Niederungen menschlichen Verhaltens. Dorthin, wo bisweilen selbst der wohlerzogenste Zeitgenosse landet, sobald er aus der Haut fährt: ins Reich der Schimpfworte. Hatte ich schon erwähnt, dass Freund Walter eine cholerische Ader besitzt? Die tritt zwar selten zutage, doch im Fall der Fälle kotzt er einen Sturzbach von Vokabeln aus dem unschön verzerrten Maul, die niemand ihm gegeben hätte. Das traditionelle Arschloch respektive die Arschgeige gehören ebenso dazu wie der jüngst wieder zu Ehren gekommene Ziegenficker.

Volle Deckung: Schimpfkanonade!

Rettet den Mittagsschlaf!

Quergedanken im Mai 2016 von Andreas Pecht

 

Ist schon seltsam: Bei Babys, Kleinkindern und alten Menschen gilt der Mittagsschlaf als selbstverständlich, ja lebensnotwendig. Auch Hund und Katz nimmt niemand krumm, wenn sie sich des Mittags zusammenrollen und die lieben Götter – sprich: Frau- oder Herrchen – gute Leut' sein lassen. Überhaupt nimmt keiner Anstoß daran, dass die gesamte Sippschaft der Säugetiere sich nach dem Mahle ins Schlummerland begibt. Nur beim (deutschen) Menschsäuger wird spätestens ab Einschulung und bis zur Verrentung die Mittagszeit zum Kampfeinsatz wider die eigene Natur.

Rettet den Mittagsschlaf!

Frühlingsgefühle

Quergedanken im April 2016 von Andreas Pecht

 

Folgt man dem Volksmund, ist Frühling eine zwiespältige Sache. Danach schiebt sich zwischen Frühlingserwachen und Frühlingsgefühle ein Hemmschuh namens Frühjahrsmüdigkeit. Wen die befällt, der ist übel dran. Was nutzt Goethes Jubel über vom Eise befreite Bäche, wenn einer ermattet zu Bette liegt, statt bei Osterspaziergang, Tanz, Angrillen sich inmitten frisch reckender und saftender Natur zu verlustieren. Frank Wedekind schrieb 1891 das Schauspiel „Frühlings erwachen”. Darin wird vom Frühling des Erwachsenenlebens erzählt: jenem in der Pubertät losbrechenden Begierdenstrom aller Geschlechter, den Shakespeare schon 300 Jahre zuvor mit dem schillernden Wort „Love” bezeichnet hatte. Die Liebe ist eine Himmelsmacht. Sie entflammt den Leib, bewegt das Herz und schickt den Geist auf Urlaub; ganz doll im Lebensfrühling und noch immer doll genug in jeder jahreszyklischen Aufbruchsphase.  

Frühlingsgefühle

Wählen gehen? Diesmal unbedingt!

Quergedanken im März 2016 von Andreas Pecht

 

Es hat mal wieder gerummst zwischen Walter und mir. Banaler Anlass: rheinland-pfälzische Landespolitik. Konkret: Landtagswahl am 13. März. Wieder der Disput: wählen oder nicht wählen? Dass Walter auch diesmal an seiner Position – „ich mach‘ diesen Zirkus nicht mit” – festhalten wollte, brachte mich in Rage. Am Ende konnte ich ihn zwar breitschlagen, heuer mal eine Ausnahme zu machen. Aber leicht war das nicht. Denn der Kerl blieb nie aus Faulheit oder Desinteresse der Urne fern. Vielmehr gehört er zu jenem Teil der 30 plus X Prozent Nichtwähler, die das Wählen aufgegeben haben, gerade weil sie Politik besonders interessiert. Walter weiß über die kleinen wie großen polit-ökonomischen Zusammenhänge sicher besser Bescheid als mancher Parteifunktionär.

Wählen gehen? Diesmal unbedingt!

Ich wäre gern ein Gutmensch

Quergedanken im Februar 2016 von Andreas Pecht

 

Im Laufe einiger Jahrzehnte erleben widerspenstige Gesellen so manchen Versuch, sie mit Worten zu steinigen. In Jugendjahren etwa schimpfte mich der altdeutsche Mainstream „Faulenzer, Gammler, Kommunist”, empfahl mit sich überschlagender Wutstimme „geh doch rüber!”. Traditionsbewusste deutsche Deutsche wünschten einen bisweilen auch „ins Gas”. 1989 wurden dann die Begriffe „vaterlandsloser Geselle” und „Vaterlandsverräter” aus der Weimarer Mottenkiste geholt. Damit wurde nach allen geschmissen, die umstandslosen Anschluss und Verramschung des vormaligen DDR-Gebietes nicht für das Gelbe vom Ei hielten.

Ich wäre gern ein Gutmensch

Was ist eigentlich „deutsch”?

Quergedanken im Januar 2016 von Andreas Pecht

 

Wie es Ihnen/Euch 2015 ergangen  ist, weiß ich nicht. Mir jedenfalls war vor allem die zweite Hälfte zum Schwindlig-werden unbegreiflich. Es ist blöd, wenn das Land über Nacht in den Kriegszustand versetzt wird und unsere Wehr gegen den Feind zieht – just mit der gleichen Strategie, die neulich erst zum Gegenteil des Gewollten führte. Gibt es denn in Berlin niemanden vom Fach? Wenigstens ein, zwei gelernte Generäle*innen? Es entspräche doch auch nicht deutscher Manier, Gewehre zu bauen, die um die Ecke schießen oder beim Autoverkauf zu betrügen wie die Beutelschneider auf dem Schwarzmarkt von Dschabakir.

Was ist eigentlich „deutsch”?

Ich fotografiere, dann erst bin ich

Quergedanken im Dezember 2015 von Andreas Pecht

 

Als ich Bub war und mit Schwesterlein nebst Eltern missmutig Sehenswürdigkeiten heimsuchte, gab es eine Benimmregel: Wenn da einer mit dem Fotoapparat steht und Deutsches Eck, Heidelberger Schloss oder Zugspitze mit/ohne Verwandtschaft davor ablichten will, dann läuft man ihm nicht durchs Bild. Man wartet an der Seite, bis die Aufnahme gemacht ist. Neulich besuchte ich mit Gesponst den Rheinfall von Schaffhausen. Hätten wir uns dabei in diesem Sinne anständig verhalten, wir wären wohl erst nach Mitternacht auf der unteren Aussichtsplattform angelangt.

Ich fotografiere, dann erst bin ich

Heldinnen und Matschbirnen

Quergedanken im November 2015 von Andreas Pecht

 

ES treibt wieder sein Unwesen. Alle Jahre im Herbst der gleiche Zirkus. Statt in die Schule, ins Büro, an die Werkbank oder auf die Bühne zu gehen, bleiben Hunderttausende einfach im Bett. Sie liegen darnieder, hingestreckt von ES. Also werden Küchen zu Waffenschmieden gegen diesen Feind, der selbst zwar unsichtbar bleibt, dessen heimtückisches Wirken aber die Opfer umso ärger zeichnet. Auf den Herden blubbern Tees, dampfen Inhalations-Sud und Hühnersuppe literweise. Die Wohnungen miefen nach Eukalyptus und Pfefferminze; therapeutisches Rotlicht färbt Bürgerstuben puffig; Mülleimer quellen über von durchweichten Taschentüchern; die Arztpraxen sind proppevoll und in den Apotheken klingeln die Kassen.

Heldinnen und Matschbirnen

Kleider machen keine Leute

Quergedanken im Oktober 2015 von Andreas Pecht

 

Zugegeben, Mode ist nicht meine stärkste Seite. Von Frauenmode verstehe ich nur ein klein wenig, von Männermode gar nichts. Das mag manche/r für einen seltsamen Widerspruch halten, ist aber leicht zu erklären. Was die Damen angeht, kann ich zumindest erkennen, welche mir in welchem Outfit warum gefällt. Bei den Herren gelingt mir nicht mal das, weil ein vergleichbares Gefallen sich nie einstellen will – egal mit welchem Outfit sie sich mühen. Hinsichtlich der eigenen Mannsperson bleibt deshalb auch jeder Blick in den Spiegel vergeblich.

Kleider machen keine Leute

In der Hitze der Nacht

Quergedanken im September 2015 von Andreas Pecht

 

Wenn Sie das hier lesen, sind die Hitzewellen des 2015er Sommers womöglich schon ausgestanden. Ob der Herbst ein goldiger oder grauer wird, weiß niemand. Denn ehrwürdige Bauernregeln gelten nicht mehr. Zwar ist das Wetter für die nächsten paar Tage bisweilen etwas zuverlässiger vorhersagbar, ansonsten aber gänzlich unberechenbar, weil Jahrhunderte alte Wahrschheinlichkeits-Beobachtungen mitsamt Götterbeschwörungen im menschengemachten Klimadurcheinander halt nix nützen. So bleibt fürs allfällige Plaudern übers Wetter neben der verlässlichsten aller Wetter-Apps (Blick aus dem Fenster) nur das jüngst Erlebte.

In der Hitze der Nacht

Das Phänomen Büstenhalter

Quergedanken im August 2015 von Andreas Pecht

 

Darf ein Mann sich öffentlich über Frauenbekleidung auslassen? Gar über weibliche Unterwäsche? Klar doch, die Damenschaft macht's umgekehrt schließlich auch. Aufsätze von Kolleginnen und in aller Frauenwelt gepflegte Lästereien über Feinripp, Boxershorts oder Tennissocken füllen Bände. „Lass es trotzdem”, rät Walter, „du wirst dir nur die Finger und sonstwas verbrennen.” Pah, ich will aber! Draußen brüten 38 Grad Hitze, da fällt einem das Thema doch in den Schoß. „Schon verbrannt”, feixt der Freund mit Verweis auf den Hintersinn, den man/frau dem Wort Schoß unterstellen könnte. Ach Gott, dann fällt mir das Thema halt in die Hände oder zwischen die Beine. „Noch schlimmer!”

Das Phänomen Büstenhalter

2031

Quergedanken im Juli 2015 von Andreas Pecht

 

„Was ist das denn für eine Überschrift?”, brummt Freund Walter kopfschüttelnd. Das, mein Lieber, ist eine Jahreszahl. Und zwar eine, die sich ins kollektive Gedächtnis der Rhein-Völker und in die Geschichtsbücher einbrennen wird wie 0009, 1789, 1939, 1984, 1989 oder 2005. Walter grübelt: „1789 – Französische Revolution; 1939 – Ausbruch des 2. Weltkrieges; 1989 – Fall der Mauer. Aber was, zur Hölle, verbindet sich Weltbedeutendes mit den anderen drei Zahlen und mit 2031?”

2031

Nachts auf der Autobahn

Quergedanken im Juni 2015 von Andreas Pecht

 

Neulich, am späten Abend eines Werktages, via A3 auf Rückfahrt von Frankfurt ins Westerwald-Domizil. Sämtliche Parkplätze proppenvoll mit LKWs; Raststätten und Tankstellen von Brummis verstopft, die sich teils bis auf den Standstreifen zurückstauen. Suchverkehr allenthalben: Das Heer der Straßenkapitäne ringt verzweifelt um Schlafplätze; ihre Fahrzeiten sind abgelaufen. Unzählige Lastwagen drängen sich in den und um die Ruhezonen – dennoch donnern zugleich endlose Trecks hüben von Süd nach Nord, drüben von Nord nach Süd. Dazwischen irrlichternde Konvois mit überbreiten, überlangen, überschweren Lasten. Während ich mich am Transportmoloch vorbeischlängle, kommen Erinnerungen auf an oft entspannte, manchmal fast einsame Fahrten auf gleicher Strecke, am gleichen Wochentag, zur gleichen Spätabendzeit vor 25 Jahren. Plötzlich zuckt die Erkenntnis als kristallklare Emotion durch alle Sinne: Das ist Wachstum. Und es fühlt sich im Tohuwabohu der A3 nicht gut an.

Nachts auf der Autobahn

Selbstversuch mit Fatzebuck

Quergedanken im Mai 2015 von Andreas Pecht

 

„Verräter!” zischte Freund Walter böse, knallte die Tür zu und ward seither nicht mehr gesehen oder für mich zu sprechen. Ernstes Zerwürfnis? Schon irgendwie. Schließlich habe ich eine alte Übereinkunft gebrochen, die da lautete: Nie würden wir uns den Lockungen der „Sozialen Netzwerke” ergeben und uns in deren Krakenarme werfen. Dennoch habe ich an Ostern nach langem Ringen – widerwillig, aber neugierig – einen Selbstversuch mit Fatzebuck gestartet. Sprich: eine eigene Präsenz auf Facebook (fb) eröffnet. Walter scholt meine Gründe als „faule Ausreden dafür, dass du dich mit der Hure Mainstream ins Bett legst”.

Selbstversuch mit Fatzebuck

Neue Ideen für den Verkehr

Quergedanken im April 2015 von Andreas Pecht

 

Statistiker sagen, vor allem ältere Leute würden im Verkehr öfter falsch einfahren und vor allem jüngere Männer mit ihrem hohen Testosteron-Spiegel allzu flott abfahren. In beiden Fällen sind die übrigen Beteiligten gelackmeiert, weil ihnen die Verfahrensweisen alter wie junger Deppen den Verkehr verleiden. Wie von der digitalen Moderne nicht anders zu erwarten, schlägt sie zur Problemlösung den Einsatz neuer Technologien vor: etwa fest installierte, elektronisch gesteuerte Sperrmechanismen in den Zu-/Abgangs-Zonen sowie jedem Verkehrsteilnehmer serienmäßig implantierte automatische Tempobegrenzer.

Neue Ideen für den Verkehr

Die Kehrseite von Preußens Gloria

Quergedanken im März 2015 von Andreas Pecht

 

Walter summt munter den Marsch „Wir preußischen Husaren”. Dass ihm nicht der königstreue Originaltext auf der Zunge liegt, ist klar. Er grölt auch gleich jene Umdichtung, die seit 1800 von Soldaten oft gesungen wurde:

 

„O König von Preußen, / du großer Potentat, /
wie sind wir deines Dienstes / so überdrüssig satt! /
Was fangen wir nun an / in diesem Jammertal /
allwo ist nichts finden / als lauter Not und Qual... .”

Die Kehrseite von Preußens Gloria

Potzblitz! Zehn Jahre Querdenkerei

Quergedanken im Februar 2015 von Andreas Pecht

 

Hochgeschätzte Leserschaft: Wir haben etwas zu feiern. Dies ist die 120. Folge der „Quergedanken”, und da jeden Monat eine erscheint, wird die Kolumne jetzt erstaunliche 10 Jahre alt. Singet also „Happy Birthday” und seid froh, dass niemand etwas anderes denkt als „weitermachen” – und zwar „wie bisher”. Das ist ja keineswegs selbstverständlich in so kurzatmigen Zeiten. 10 Jahre: Derweil hat beim „Spiegel” drei mal die Chefredaktion gewechselt, hat die „Zeit” ebenso oft ihr Layout umgeschmissen, haben ganze Mediengruppen neue Besitzer gefunden, chice Magazine dutzendfach das Licht der Welt erblickt und wieder das Zeitliche gesegnet. Wir aber sind noch da! In äußerlich altbewährter Schlichtheit, seit 2005 stets frisch dem Prinzip folgend: Auf den Inhalt kommt es an. Woraus Sie den grundsätzlichen Unterschied ableiten können zum 2015 ebenfalls anstehenden zehnten Geburtstag der Kanzlerschaft Merkel.

Potzblitz! Zehn Jahre Querdenkerei
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